Huggy Wuggy, Chucky, Granny – Wie Gruselpuppen unsere Grundschüler traumatisieren

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Huggy Wuggy, Chucky, Granny – Wie Gruselpuppen unsere Grundschüler traumatisieren

Huggy Wuggy, Chucky, Granny – Wie Gruselpuppen unsere Grundschüler traumatisieren

Lachender Junge mit Halloween-Maske angemalt
Horror-Figuren Wir haben die Horror-Figuren der letzten Jahre unter die Lupe genommen und versucht aus den Phänomenen mehrere Praxistipps für Eltern abzuleiten.  (Bild: Zachary Kadolph / Unsplash)

Huggy Wuggy, Chucky, Granny, Squid Game – die Liste der Horror-Figuren und -Filme, die bereits in der Lebenswelt von Grundschülern auftauchen, wird immer länger. Verantwortlich dafür: YouTuber/-innen, zu deren Publikum auch die Jüngsten zählen. Doch was können Eltern von jedem dieser Monster lernen?

Grusel-Puppen, Videospiele, Gewaltszenen – das Arsenal an Medieninhalten, mit denen Kinder ihre Stärke, ihr Erwachsenwerden beweisen wollen, wurde massiv aufgerüstet. Diese Inhalte verbreiten sich rasend mittels internetfähiger Smartphones, welche jedes Jahr mehr Grundschüler mit sich tragen. Laut KIM-Studie besaßen 2014 nur ein Viertel alle Kinder ein Smartphone. 2020 verfügten bereits die Hälfte aller Kinder im Alter von 6 bis 13 über ein Smartphone.

Was ist Huggy Wuggy? Und warum sollten sich Eltern damit beschäftigen?

Weil die kindliche Mediennutzung oft unter dem Radar der elterlichen Begleitung stattfindet, macht alljährlich ein neues Medienphänomen die Runde durch deutsche Klassenzimmer: Momo, Squid Game, Chat-Roulette, Fortnite, Roblox, YouNow. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen. 2022 hat gerade mal losgelegt, schon versetzt ein neues mediales „Produkt“ die Kinder – oder besser gesagt die Eltern – in Panik: Huggy Wuggy. Ein Krümelmonster, dessen runder Kopf in ein Dreieck gepresst wurde, und dessen Mund das Gebiss des Horror-Clowns aus Stephen Kings „Es“ ziert.

Fernseh-Ratgeber FLIMMO warnte bereits vor Videos, die auf Instagram, YouTube und TikTok die Runde machen, in welchen Huggy Wuggy sein Unwesen treibt. Ursprünglich stammt die blaue Gruselfigur aus einem horrorartigen Computerspiel, das sich an Erwachsene richtet. Aufgrund geschäftstüchtiger Vermarktung existiert Huggy Wuggy bereits als App auf Google Play, freigegeben ab der Altersklasse „Everyone“, Freizeitkleidung in Online-Shops oder als Spielzeug-Puppe auf eBayund in Supermarkt-Ketten.

Wie FLIMMO richtig bemerkt, „können Gruselphänomene wie Huggy Wuggy sehr ängstigend sein. Deshalb ist es wichtig, die Ängste und Unsicherheiten der Kinder ernst zu nehmen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und Trost zu spenden.“ Wir haben die Horror-Figuren der letzten Jahre unter die Lupe genommen und versucht aus den Phänomenen mehrere Praxistipps für Eltern abzuleiten.

Top-5 der Anti-Grusel-Tipps

  1. 1
    Momo: Vorsicht bei WhatsApp-Kettenbriefen
  2. 2
    HuggyWuggy, Granny, Squid Game: YouTube-Kanäle ohne Altersbeschränkung
  3. 3
    Chucky, Squid Game, Nightbook : Wie Hollywood das Alter der Zielgruppe runterschraubt
  4. 4
    Huggy Wuggy, Granny: Grusel-Elemente in Computerspielen
  5. 5
    Horror-Puppen und Clowns im wahren Leben: harmlose Streiche, schlechte Scherze oder Verbrechen?

Momo: Vorsicht bei WhatsApp-Kettenbriefen

WhatsApp-Gruppen haben eine zentrale Rolle bei der Verbreitung medialer Phänomene und angst-machender Inhalte. Momo, eine japanische Horrorfigur, war ein Paradebeispiel dafür, wie Horrorgeschichten gepaart mit Kettenbrief-Manipulationstricks zu weltweitem Aufsehen kamen. Eltern sollten deshalb ihre Kinder nicht mit Ihren Messenger-Apps allein lassen. Stattdessen gilt es Regeln aufzustellen, über die Gefahren von Gewaltinhalten aufzuklären und technisches Wissen zu vermitteln. Zum ABC der Medienkompetenz von Grundschülern gehört, Nutzer, die einen ängstigen oder bedrohen, blockieren oder melden zu können. Hier ein paar Tipps zum Umgang mit sozialen Netzwerken.

HuggyWuggy, Granny, Squid Game: YouTube-Kanäle ohne Altersbeschränkung

Weil Kinder bereits ab recht jungem Alter Computerspiele nutzen, wollen sie sich darüber umfangreich informieren. Eine der meistgenutzten Informationsquellen dazu sind YouTube-Kanäle mit Let’sPlay-Videos, in denen auch gewalthaltige Computerspiele vorgestellt werden.  In diesen Kanälen können theoretisch Grundschüler aufgrund fehlender Altersbeschränkung Let’sPlay-Videos von Spielen anschauen, die erst ab 12 Jahren oder älter freigegeben sind – sowie bei Huggy Wuggy. Das Let’sPlay-Video von Poppy-Playtime, dem Spiel in dem Huggy Wuggy vorkommt, ist ohne Altersbeschränkung zugänglich. Dies ist auch bei Let’s Play zu Granny, einem Horror-Game mit einer mordenden Oma, oder bei Squid Game, der erfolgreichen Netflix-Serie, der Fall.

Eltern sollten daher die YouTube-Nutzung ihrer Kinder genau unters Auge nehmen. Alternativen sind YouTube Kids oder ein Google Family Link bzw. Apples Kindersicherung.

Chucky, Squid Game, Nightbook : Wie Hollywood das Alter der Zielgruppe runterschraubt

Wer sich die jüngsten Produktionen von Netflix und Co. anschaut, erhält den Eindruck, dass neueste Horror-Schöpfungen die Zielgruppe ab 12 Jahren anvisiert. Bereits seit den 80er Jahren haben Produzenten mit Teenage-Horror-Filmen für Furore gesorgt. Bei jüngsten Produktionen wie Chucky, Nightbooks, Hexen hexen oder Squid Game ist aber offensichtlich, dass sich Film-Elemente oder die junge Filmbesetzung an eine noch jüngere Zielgruppe richten – wohl wissend, dass Alterseinstufungen ab 12 Jahren wie bei “Hexen hexen“ und „Nightbooks“ gerade jüngere Kinder einladen, die Regeln zu ignorieren. FLIMMO schreibt über „Hexen hexen“:

„Dass es sich bei den Leittragenden um Kinder handelt, kann junge Zuschauer*innen zusätzlich belasten“.

Eltern sollten sich überlegen, welche Filme gemeinsam angeschaut werden oder erst gar nicht. Darüber hinaus sollten sich Eltern bei Bezahlangeboten und Smart-TVs mit den Jugendschutzeinstellungen auseinandersetzen.

Huggy Wuggy, Granny: Grusel-Elemente in Computerspielen

Horror-Elemente tauchen insbesondere im Genre der „Survival Horror“-Spiele auf, zu denen auch Poppy Playtime zählt, in dem Huggy Wuggy den Spieler verfolgt. Puppy Playtime, Granny und viele weitere Horror-Games sind auf Spieleplattformen wie Steam erhältlich. Mithilfe eines PCs ist der Zugang zu Steam schnell eingerichtet und sogar kostenlos können hier Spiele direkt installiert werden. Wichtig: Auf Spieleplattformen wie Steam lässt sich ein Jugendschutz einrichten, der verhindert, dass Kinder auf Erwachsenen-Spiele zugreifen können. Darüber hinaus sollten Eltern klare Regeln aufstellen, welche Games „ins Haus kommen“, sich mit den Alterskennzeichen auseinandersetzen und sich Spiele vor der Installation zeigen lassen.

Horror-Puppen und Clowns im wahren Leben: harmlose Streiche, schlechte Scherze oder Verbrechen?

YouTuberinnen und YouTuber, welche mit Grusel-Geschichten rund um Huggy-Wuggy nach Reichweite gieren, fördern die Verbreitung solcher Inhalte unter Kindern – insbesondere, wenn ihre Zielgruppe meist aus Heranwachsenden besteht! Leider kokettieren YouTuberinnen und YouTuber bewusst mit Grusel-Elementen, um ihre Inhalte noch spannender zu machen. Bei den Horror-Geschichten wird bewusst übertrieben und geschwindelt – nur ist dies für jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer nicht immer erkenntlich. Hier müssen Eltern ihre Kinder aufklären, dass es Influencer/-innen und YouTuber/-innen mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau nehmen und bewusst mit der Angst der jüngeren Zuschauer spielen.

Auf YouTube finden Heranwachsende zudem zahlreiche Prank-Videos (mit sogenannten Streich-Videos), in denen Horror-Kostüme und Masken benutzt werden, um andere zu erschrecken oder zu bedrohen. Für Kinder steht beim Schauen der Videos der Spaß oder das Gruseln im Vordergrund. Dass solche Szenen aber ernste Folgen haben können und eine Straftat, wie Nötigung oder Bedrohung, darstellen, sollte vermittelt werden, sobald Kinder mit Prank-Videos in Berührung kommen.

Stand: Januar 2022

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Christian Reinhold ist seit über 10 Jahren Redakteur der Initiative Kindermedienland. Privat fotografiert er leidenschaftlich gern und spielt Gitarre.