Schulanfang – Tipps zur Mediennutzung

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Schulanfang – Tipps zur Mediennutzung

Schulanfang – Tipps zur Mediennutzung

Tochter sitzt an den Hausaufgaben und ihr Vater gibt ihr einen Kuss auf die Stirn.
Eltern Die Schulanfangszeit ist ideal um die Mediennutzung Ihrer Kinder neu zu überdenken.

Zeit für einen Neuanfang

Der Anfang eines neuen Schuljahres ist eine im wahrsten Sinne des Wortes aufregende Zeit. Neue Schulbücher, neue Lehrer*innen, neue Stundenpläne, neue Sitzordnungen, da wird manch einem schon mulmig zumute. Aber es sind auch Tage, in denen Eltern erleben, wie ihre Kinder wieder ein wenig reifer, aufgeweckter oder abgeklärter geworden sind. Nicht nur von den Kindern wird zu Schuljahresanfang einiges abverlangt, sondern auch von den Eltern. Sie müssen Bücher anschaffen, zur oder zum Klassenlehrer*in und ggf. Fachlehrer*innen Kontakt aufnehmen und das Arbeitsleben mit dem neuen Stundenplan koordinieren. Klar, dass die ersten Wochen oft als Belastung empfunden werden. Gerade beim Wechsel in eine weiterführende Schule kommt es zu massiven Veränderungen. Kinder brauchen deswegen in den ersten Wochen besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Schulanfang als Chance begreifen

Eltern können den Beginn des Schuljahres als Chance begreifen. Die ersten Schultage laden dazu ein, darüber nachzudenken, was im letzten Schuljahr verbesserungsbedürftig war. Wo gab es Missverständnisse? Wo wurden Grenzen überschritten? Welche Regeln gilt es anzupassen? Es darf aber auch geplant werden: Wer übernimmt wann die Kontrolle der Hausaufgaben? Wie lässt sich der neue Stundenplan mit den Familienzeiten unter einen Hut bringen? Welche Maßnahmen können Belastungen verringern?

Von Schuljahr zu Schuljahr ändert sich auch die Mediennutzung der Kinder schlagartig. Das alte Tastenhandy wird gegen ein Smartphone mit Touchscreen ausgetauscht. Die Mitschüler*innen chatten statt auf  WhatsApp jetzt auf Snapchat. Und zu guter Letzt helfen sich Schulkamerad*innen beim Lösen der Matheaufgaben via Skype und nehmen "Nachhilfe" bei einem YouTube-Lehrenden. Die nachfolgende Merkliste rund um "Medien und Erziehung" soll Eltern Denkanstöße geben und auf das neue Schuljahr vorbereiten.

Über folgende Aspekte könnten Sie mit Ihrem Kind sprechen und Regeln vereinbaren:

  1. Zeiten? Welche Mediennutzungszeiten gelten in der Familie? Bis wieviel Uhr darf das Handy bzw. der PC benutzt werden? Wieviel Stunden pro Tag und pro Woche sind das Maximum?
  2. Grenzen setzen? Welche Grenzen setzen Eltern, wenn ihr Kind andere beleidigt oder selbst beleidigt wird? Welche Grenzen soll ihr Kind setzen, wenn es ungewünschte Kommentare bekommt?
  3. Inhalte? Mit welchen Spielen, Filmen, Internetseiten sollen die Kinder nicht in Berührung kommen? Welche Haltung wollen Eltern zu bestimmten Inhalten vermitteln (Gewalt, Pornografie, Extremismus)? Orientierung bieten bei Computerspielen die USK und bei Filmen das Kinofenster.
  4. Taschengeld? Gibt es ein Extra-Budget für den Kauf von Prepaid-Guthaben, Apps oder Spielen?
  5. Hausaufgaben und Hilfe im Haushalt? Mediennutzung kann von den Hausaufgaben oder der Mithilfe im Haushalt ablenken. Zimmer aufräumen und Hausaufgaben erledigen hat Vorrang gegenüber WhatsApp-Nachrichten oder Playstation spielen.
  6. Umgang mit Freunden/Geschwistern? Dürfen Geräte und Spiele untereinander ausgeliehen werden? Klare Regeln können verhindern, dass die Jüngeren die Filme/Spiele der Älteren schauen/spielen.

Mehr Tipps im Artikel Handy-Regeln für zu Hause

Technik

  1. Mobile Geräte? Grundschulkinder mit Smartphones werden in der Zukunft keine Seltenheit sein. Wie Sie die Geräte kindersicher machen, erklären wir hier und hier. Noch sicherer ist es, mit der Anschaffung eines Smartphones zu warten. Gibt es in der Familie Handy-freie Zeiten? Zum Essen? Nachts? Wo werden die Geräte dann gelagert?
  2. Jugendschutzprogramm? Wer Kindern Zugriff auf ein internetfähiges Gerät (PC, Laptop, Tablet, Spielekonsole oder Smartphone) gibt, sollte für ausreichend Schutz sorgen. Jugendschutzprogramme und -einstellungen sind gefragt!
  3. Fernseher und Streaming-Dienste? Netflix, Amazon Prime und Co erfreuen sich in Familien immer größerer Beliebtheit. Wenn möglich, Kinderprofile anlegen, Jugendschutz-Einstellungen bearbeiten und automatische Wiedergabe deaktivieren.
  4. Benutzer mit eingeschränkten Rechten? Verfügen Kinder über Administrator-Rechte am PC oder haben sie nur eingeschränkte Rechte. Legen Sie entsprechende Konten an.
  5. Passwörter? Spielekonsole, Router, Smartphone, Desktop- oder Tablet-PC – für jedes dieser Geräte existieren Zugänge und Passwörter. Tabu sind Passwärter wie "1234", "passwort" oder "hallo". Wann wurde zum letzten Mal das Passwort ausgetauscht? Bei der Neuvergabe sollten sichere Passwörter verwendet werden. Eltern sollten sich die Passwörter ihrer Kinder für den Notfall notieren lassen, versiegeln und an einem sicheren Ort verwahren.
  6. Router-Passwort? Bei vielen Routern steht das voreingestellte Passwort auf dem Gehäuseboden. Verändern Sie das Passwort und notieren Sie es sich an einem sicheren Ort.
  7. Virenschutz? Haben Sie Ihren Virenschutz aktualisiert? Verfügen die Smartphones über einen Virenschutzprogramm?

Zeiten & Räumlichkeiten

  1. Smartphone-freie Zeiten? Bei den Hausaufgaben, vor dem Zu-Bett-Gehen und bei den Mahlzeiten – wann muss auf das Handy verzichtet werden? Auch die Eltern müssen sich an die handyfreie Zeit halten.
  2. Gemeinsame Ablage? Bei Mahlzeiten, gemeinsamen Spielen oder vor dem Zu-Bett-Gehen müssen alle Smartphones in einer gemeinsamen Ablage deponiert werden. Es kann sich dabei um ein Körbchen oder um eine Multi-Ladestation handeln.
  3. Wo stehen der PC und die Spielekonsole? Ist der PC für alle offen sichtbar oder steht er im „toten Winkel“ oder im Zimmer des Kindes? Spielekonsolen sind besser im Wohnzimmer statt im Kinderzimmer zu platzieren, so lässt sich die Nutzungszeit besser kontrollieren.
  4. Lärmfreie Zone? Besonders bei mehreren Geschwistern benötigen Kinder ruhige Orte, an denen sie lernen können. Bestimmte Orte können dafür zur "handyfreien Zone" erklärt werden.
  5. Ablenkungen? Ein aufgeräumter Schreibtisch kann ein Anfang sein, auch Trennung von Lern- und Spielbereich hilft. Eine gemeinsame Ablage (z. B. ein Körbchen) für alle Familien-Smartphones vermeidet Ablenkungen und sorgt für ein gutes Vorbild.
  6. Umwelt? Pflanzen im Kinderzimmer schlucken Schall und sorgen für eine gesunde Raumatmosphäre, indem sie die Luftfeuchtigkeit positiv regulieren. Die Themen "Nachhaltigkeit" und "Umweltschutz" lassen sich von früh auf vermitteln.

Fazit

Unsere Vorschläge können die komplexe Medienwelt nur oberflächlich wiedergeben. Generell gilt aber: das stärkste Instrument im Umgang mit Medien ist das eigene Vorbild. Angeblich war es Karl Valentin, der Bände von Erziehungsratgebern mit dem Satz zusammenfasste,  "Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach." Das eigene Vorbild zu hinterfragen und gegebenenfalls Verhalten zu ändern, kann im Umgang mit den Kindern Wunder wirken. Folgende Fragen sollen Eltern bewusst machen, dass Medienerziehung beim "Ich" anfängt:

  • Wie gut kann ich zuhören? Wie schnell werde ich von anderen Dingen abgelenkt?
  • Wieviel Zeit verbringe ich täglich mit PC, Tablet oder Smartphone?
  • Wie diszipliniert bin ich beim Ausschalten des Smartphones?
  • Wie teile ich meine Zeit ein? Wieviel Zeit nehme ich mir für meine Kinder bzw. Partner?
  • Wie verhalte ich mich in Konflikten on- und offline? Wie gehe ich mit "bösen Kommentaren" um?
  • Wie wichtig ist mir die Anerkennung anderer über Kommentare in sozialen Netzwerke?