Vorlesen, Hörbücher oder beides? Wir verraten, was das mit der Lesekompetenz zu tun hat!

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Vorlesen, Hörbücher oder beides? Wir verraten, was das mit der Lesekompetenz zu tun hat!

Vorlesen, Hörbücher oder beides? Wir verraten, was das mit der Lesekompetenz zu tun hat!

Hörmedien Können vielleicht Hörmedien eine gute Alternative für die Gute-Nacht-Geschichte bieten? 

Mehr als ein Drittel aller Eltern liest ihren Kindern nie oder selten vor! Und das, obwohl der Zusammenhang zwischen Vorlesen und der Lesekompetenz von Kindern nachgewiesen ist. Können vielleicht Hörmedien eine gute Alternative für die Gute-Nacht-Geschichte bieten? 

Ein kleiner ironischer Einschub zu Beginn: Medienkompetente Eltern lassen ihre Kinder vor dem Einschlafen mit dem Smartphone auf YouTube rumsurfen oder noch eine Runde Fortnite spielen. So haben sie mehr Zeit dafür, abends die Küche zu organisieren oder die Nachrichten (alternativ: Instagram-Reels oder den WhatsApp-Status der Freunde) zu schauen. Im Ernst? 

Die Nutzung von starken visuellen Reizen wie bei YouTube oder der Playstation macht alles andere als müde. Insbesondere das Spielen von actiongeladenen Games lässt den Puls sowie den Blutdruck steigen und kann eine Stressreaktion auslösen. An Einschlafen ist erst einmal nicht zu denken.  

Doch welche Aktivitäten sind vor dem Einschlafen ideal? Aus eigener Kindheit erinnern sich manche Eltern daran, wie ihnen vorgelesen oder vorgesungen wurde. Genau dieses Einschlafritual beinhaltet unzählige positive Eigenschaften: Es vergrößert den Wortschatz, erleichtert das Lesenlernen, fördert die Konzentration und steigert die Bindungsfähigkeit. Leider lesen laut der Vorlese-Studie über ein Drittel aller Eltern ihren Kindern selten oder nie vor und fast der Hälfte aller Eltern macht Vorlesen keinen Spaß. Oft ist eine zu hohe Erwartung an die eigenen Fähigkeiten oder fehlende eigene Vorleseerfahrungen der Grund dafür.  

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    Warum ist Zuhörförderung durch Vorlesen oder Hörmedien so wichtig?
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    Hörmedien auswählen und nutzen
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    Wo finden Eltern altersgerechte Hörmedien?
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    Wie kann man an Hörspiele im Alltag anknüpfen?
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    Können Hörmedien als Einschlafritual das Vorlesen ersetzen?
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    CD-Player, Smartphone, Tablet, MP3-Player: Womit Hörmedien abspielen?

Warum ist Zuhörförderung durch Vorlesen oder Hörmedien so wichtig?

Bewusst zuhören zu können, stellt ein entscheidendes Merkmal von Bildung dar und ist maßgeblich für den Schulerfolg verantwortlich. Darüber hinaus ist Zuhören eine Schlüsselfähigkeit im sozialen Leben: so beschreiben es die Autoren der Ohrenspitzer-Broschüre „Vom bewussten Lauschen bis zur Hörspielgestaltung“

Deswegen sind Hörmedien so wichtig: Hörbücher (von einer Sprecherin oder einem Sprecher vertont) und Hörspiele (mit mehreren Sprechern) beeinflussen die Zuhörkompetenz positiv und können Kinder „auf Fähigkeiten vorbereiten, die sie später beim Lesen brauchen“ – so erklärt es die Schriftstellerin Kirsten Boie. Dass durch alleiniges Hören im Kopf eigene Gedanken, Bilder, Gefühle entstehen – diese Vorstellungskraft muss erst erlernt werden, wobei Hörmedien immens hilfreich sind. Darüber hinaus können Hörbücher und Hörspiele die Konzentrationsfähigkeit, die Kreativität, die Empathie sowie die Problemlösekompetenz der Kinder fördern

Auch im Schulunterricht werden neuerdings Hörbücher eingesetzt, um lese-schwache Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Beim sogenannten „Hörbuch-Lesen“ lesen die Schülerinnen und Schüler zusammen mit dem Hörspiel laut vor. Dadurch können Defizite in der Leseflüssigkeit und beim Lesetempo in kürzester Zeit ausgeglichen werden. 

Kinder, die Deutsch als Fremdsprache lernen, profitieren ganz besonders von Hörspielen: Sprachstrukturen werden deutlich und korrekt wiedergegeben, Geräusche und Musik ermöglichen das Verstehen via Kontext. Und beim wiederholten Abspielen können Wörter und Sätze besser eingeprägt werden.  

Hörmedien auswählen und nutzen

Hörbücher und Hörspiele existieren wie Sand am Meer. Doch wie können Eltern gute von mittelmäßigen Hörmedien unterscheiden?  

Vielleicht erinnern sich einige noch an die Hörspiel-Klassiker aus den 80ern? TKKG, Fünf Freunde, die drei ???, Asterix, Bibi Blocksberg oder Benjamin Blümchen wurden damals rauf- und runtergenudelt. Was alle gemein hatten, waren neben medial omnipräsenten Kultfiguren die exzellente Auswahl an Sprechern und die Berührungspunkte mit der Lebenswelt von Heranwachsenden. Mit Freunden Detektivabenteuer erleben, mit Zauberkräften unlösbare Aufgaben schaffen oder einen sprechenden Elefanten als besten Freund – altersgerecht konnten Heranwachsende vom Grundschulalter bis in die Pubertät in die Hörspielwelt eintauchen. 

Es lohnt sich, wenn Eltern vorab in ein Hörbuch oder Hörspiel reinlauschen. Ob ein Hörmedium altersgerecht ist, ist dabei ausschlaggebend. Letztendlich entscheidet aber das persönliche Empfinden über die Auswahl eines Hörspiels. Das Ohrenspitzer-Projekt hat zur genaueren Auswahl einen Fragenkatalog zusammengestellt

  • Passt die behandelte Thematik zum Entwicklungsstand des Kindes?  

  • Ist Vorwissen nötig, um das Hörspiel zu verstehen? 

  • Ist die Erzählstruktur linear oder wird mit Zeitsprüngen und Parallelhandlungen gearbeitet? 

  • Können sich die Kinder mit den Charakteren identifizieren? 

  • Kann man sich in die Figuren hineinversetzen? 

  • Welche Problemlösungen bietet das Hörspiel an? 

  • Bleiben Konflikte ungelöst? 

  • Ist der Verlauf des Hörspiels abwechslungsreich?  

  • Wechseln sich Spannung und Entspannung ab? 

Aber auch das Sprachniveau ist entscheidend: 

  • Passt der Wortschatz zum Entwicklungsstand? 

  • Können Kinder durch das Hören den eigenen Wortschatz mit Begriffen und Redewendungen erweitern? 

  • Können die Figuren sprachlich gut unterschieden werden? 

Wo finden Eltern altersgerechte Hörmedien?

Einen riesigen Fundus bietet die Auditorix-Datenbank! Sie kann nach Thema und Alter durchsucht werden. Darüber hinaus veröffentlicht das Institut für angewandte Kindermedienforschung regelmäßig das „Hörmedium des Monats“. Eine gute Sammlung an kindgerechten Hörmedien finden Eltern in der ARD-Audiothek oder bei Ohrka.  

Wie kann man an Hörspiele im Alltag anknüpfen?

Hörspiele haben im Vergleich zum Vorlesen den Nachteil, dass die Interaktion und der Austausch mit den Eltern zu kurz kommen. Dem kann abgeholfen werden, wenn die Hörspiel-Geschichten im Familienalltag einbezogen werden. Hier ein paar Möglichkeiten: 

  • Hörspiel-Szenen können nachgemalt werden. 

  • Alternativ: Spielfiguren aus Karton nachbasteln. 

  • Kinder können bestimmte Szenen aus dem Hörspiel als Theater nachspielen. 

  • Mithilfe von Spielzeug (Lego, Puppen, etc.) lassen sich Szenen als Trickfilm nachbauen, der mit dem Tablet aufgenommen werden kann. 

  • Hörspiel-Lieder zusammen nachsingen. 

Können Hörmedien als Einschlafritual das Vorlesen ersetzen?

Alternativ können sorgfältig ausgewählte Hörmedien vor dem Einschlafen eine beruhigende Wirkung haben – vorausgesetzt, sie sind altersgerecht und die Lautstärke des Abspielgerätes ist nicht zu laut eingestellt. Ob Hörmedien als Einschlafhilfe geeignet sind, wird aber unterschiedlich bewertet: Die Monotonie des Vorlesens kann beruhigen, ein aufregendes Hörspiel kann aber genauso gut die Gedanken wieder anregen.  

Erziehungsexperten raten dazu, dass Hörbücher nicht das persönliche Vorlesen ersetzen dürfen. Stattdessen sollten sie als sinnvolle Ergänzung zum Vorlesen eingesetzt werden.  

CD-Player, Smartphone, Tablet, MP3-Player: Womit Hörmedien abspielen?

Die Zeit der Hörspiel-Kassetten ist (leider) vorbei. Kassettenrekorder hatten den großen Vorteil, dass nur eine Kassette abgespielt werden konnte, und zwar von vorn nach hinten. Der Ablenkungsfaktor war gleich Null und es konnte auch nicht so einfach zum nächsten Kapitel gespult werden.  

Smartphones, Tablets oder Sprachassistenten können schnell für andere Dinge genutzt werden: für vorinstallierte Spiele, Videos oder Musik. Damit Kinder mit Smartphones nur beim Hörspiel bleiben, muss von ihnen einiges an Disziplin abverlangt werden (oder mit hohem technischem Aufwand die Nutzung der Geräte eingeschränkt werden). Einfacher funktioniert der ablenkungsfreie Hörspiel-Genuss mit einem CD-Spieler oder MP3-Player: Neben dem Hörspiel stehen keine weiteren Funktionen zur Verfügung. Eltern finden unzählige Kindermodelle an CD- und MP3-Playern beim Hifi-Händler ihres Vertrauens. 

Mittlerweile bieten Spielzeughersteller unterschiedlichste Hörspiel-Boxen an. Diese haben aber den Nachteil, dass Hörspiele nur vom Hersteller der Boxen nachgekauft werden können.  

  • Tipp 1: Büchereien führen unzählige Hörspiel-CDs in ihrem Sortiment.  
  • Tipp 2: MP3- und CD-Player für Kinder findet man oft gebraucht im Internet. 

Stand: Juli 2022

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Christian Reinhold ist seit über 10 Jahren Redakteur der Initiative Kindermedienland. Privat fotografiert er leidenschaftlich gern und spielt Gitarre.