SchülerRadioTag 2023: Was das Radio zur Medienbildung beitragen kann

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SchülerRadioTag 2023: Was das Radio zur Medienbildung beitragen kann

SchülerRadioTag 2023: Was das Radio zur Medienbildung beitragen kann

100 Jahre Radio: Das Leitmedium kann die Medienkompetenz auch in der Ära TikTok stärken. Das Leitmedium kann die Medienkompetenz auch in der Ära TikTok stärken.

Am 29. September 2023 ist es wieder soweit: Einmal im Jahr können Schüler*innen selbst Radio machen. Das wirkt sich positiv auf die Medienkompetenz aus – und gesteht dem Leitmedium Radio auch 100 Jahre nach seiner Geburt weiterhin große Relevanz zu.

Der SchülerRadioTag am 29. September 2023 gibt Einblicke in verschiedene Medienberufe und zeigt Schülerinnen und Schülern die Wichtigkeit gut recherchierter Nachrichten auf. Insbesondere in der Ära von Social Media und Manipulationen von KI ist das wichtiger denn je. Die Anmeldungen laufen noch bis zum 22. September 2023.

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    Der SchülerRadioTag 2023
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    Wie können sich Schülerinnen und Schüler beteiligen?
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    Herausforderungen für die Gesellschaft
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    Wie Jugendliche das Radio nutzen

Der SchülerRadioTag 2023

Am 29. September 2023 ist es wieder soweit: Der SchülerRadioTag steigt in der Hochschule der Medien Stuttgart. Das ist in diesem Jahr besonders passend: Im Herbst 1923, also vor genau 100 Jahren, ging die erste Radiosendung mit der Funk-Stunde Berlin über den Äther. Neben dem Buch ist das Radio somit das älteste Medium, das wir bis heute flächendeckend nutzen. Nach wie vor ist es zudem das Medium mit der größten Reichweite.

Gute Vorzeichen also für den SchülerRadioTag 2023: Organisiert wird er von der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ), konzipiert ist er für alle Schüler*innen ab Klasse 7. Auch für die Lehrkräfte gibt es ein eigens kuratiertes Angebot. „Beim SchülerRadioTag haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Einblick in verschiedene Medienberufe zu erhalten und sich mit Medienschaffenden auszutauschen“, so Hediye Kheredmand vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs). „Sie erfahren in Workshops, wie man Interviews vorbereitet und führt, wie man journalistisch arbeitet und recherchiert. Welche Gesprächsstrategien und Sprechtechniken es gibt. Außerdem geben Sounddesigner*innen und andere Radioschaffende einen Einblick in ihr Handwerk.“ Die Anmeldungen laufen noch bis zum 22. September 2023.

Wie können sich Schülerinnen und Schüler beteiligen?

Berufsinteressierte können also für einen Tag in die Rolle von Medienschaffenden schlüpfen, sich in den verschiedensten Bereichen ausprobieren, Fragen stellen und kreativ werden. Interviews, Nachrichten, Hörspiele, Podcasts… die zur Auswahl stehenden Workshops sind natürlich so vielfältig wie die Medienwelt selbst. „Schülerinnen und Schüler können Hörspiele erstellen, Podcasts aufnehmen, Beiträge produzieren“, fährt Kheredmand fort. „Außerdem werden sie darin geschult, Fake News durch gezielte Recherche zu erkennen und seriöse Quellen zu identifizieren. Gerade in der heutigen Zeit sind das sehr wichtige Eigenschaften.“

Herausforderungen für die Gesellschaft

Der SchülerRadioTag ist eine wichtige Weiche auf dem Weg zu einem reflektierten Umgang mit Medien. Jede*n geht Medienbildung etwas an, alle haben in diesem oder jenem Feld Nachholbedarf. Doch je früher Kinder und Jugendliche an den richtigen Umgang mit Medien herangeführt werden, desto besser. Das sieht auch Hediye Kheredmand so: „Es gibt mittlerweile zahllose Wege, um sich Informationen zu beschaffen. Das ist einerseits sehr schön, weil die Informationen frei zugänglich sind; andererseits ist es deswegen umso wichtiger, diese Informationen auch bewerten und einordnen zu können.“ Der SchülerRadioTag leistet da einen wichtigen Beitrag – „für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Lehrkräfte“, wie sie betont.

Spezifisch für Lehrkräfte gibt es beim SchülerRadioTag deswegen auch ein eigenes Modul: Im Workshop „Medienkompetenz in der Schule stärken“ gibt Maren Scharpf, die Leiterin Abteilung Medienprojekte der LKJ, einen Leitfaden, wie dieses wichtige Thema im täglichen Unterricht implementiert werden kann. Das ist schließlich schon im Digitalpakt der Bundesregierung verankert und auch für Kheredmand eine zentrale Aufgabe. „Die Geschwindigkeit, mit der sich alles entwickelt, ist für unsere gesamte Gesellschaft eine Herausforderung. Medienkompetenz ist daher für alle wichtiger denn je.“

Wie Jugendliche das Radio nutzen

Man könnte ja gemeinhin annehmen, in Zeiten von Snapchat, TikTok oder Instagram würden Jugendliche ein Radio allenfalls mit einem Besuch bei der Großmutter in Verbindung bringen. Aber weit gefehlt: Die JIM-Studie, die die Mediennutzung von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren untersucht, kommt 2022 zu einem überraschenden Ergebnis: Von den 1.200 befragten Jugendlichen gaben 57 Prozent an, mehrmals pro Woche Radio zu hören. „Im Vergleich zu Beginn der Studie 1998 ist das zwar deutlich weniger, damals waren es noch 85 Prozent; dennoch ist es immer noch mehr als die Hälfte“, so Hediye Kheredmand.

Radio wird vom Großteil der Jugendlichen zudem als sehr glaubwürdig eingeschätzt. Nur die Tagesschau ist noch glaubwürdiger. „59 Prozent vergaben Schulnoten 1 oder 2 für öffentlich-rechtliche Radiosender“, gibt Kheredmand an. Die meisten würden das Radio für Musik nutzen (61 Prozent), immerhin 45 Prozent für Nachrichten, Wetter, Verkehrsfunk. Rund 50 Prozent verwenden Radio für Berieselung, etwa gleich viele (59%) für regionale Infos. Ein Drittel fühlt sich mit Radio im Hintergrund weniger allein. 27 Prozent nutzen es für Comedy, 23 Prozent aufgrund der Moderator*innen. „Die Zahlen haben schon abgenommen, aber es ist durchaus bemerkenswert, dass auch angesichts der zahlreichen Alternativen immer noch so viele Jugendliche Radio hören“, fasst sie zusammen.

Das birgt Chancen für die Zukunft. „Durch KI werden sich Inhalte immer einfacher generieren lassen“, betont Hediye Kheredmand. „Es wird damit zunehmend schwieriger, Manipulationen zu erkennen. Deswegen stimmt es positiv, dass so viele Jugendliche dem Radio als Quelle vertrauen.“

Stand: September 2023

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Björn Springorum ist freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt u.a. für die Stuttgarter Zeitung, den Tagesspiegel und konzipiert Comic-Geschichten für “Die drei ???". Als Schriftsteller hat er bislang fünf Kinder- und Jugendbücher verfasst. Zuletzt erschienen: “Kinder des Windes" (2020), Thienemann Verlag. Er lebt in Stuttgart.