Pressemitteilung

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Medienpädagoge rügt totalitäre Tendenz der Digitalisierung

Die weltweite Macht der Internetkonzerne wie Google oder facebook nehme totalitäre Züge an. Dies hat der Ludwigsburger Medienwissenschaftler Horst Niesyto bei den 40. Stuttgarter Tagen der Medienpädagogik beklagt.
16.03.2017

Der Professor der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg machte den „digitalen Kapitalismus“ verantwortlich für den derzeitigen gesellschaftlichen Wandel. Im Hohenheimer Tagungszentrum der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart warf Niesyto der Politik vor, sie hinterfrage diese Entwicklung nicht, sondern forciere - gerade im Bereich Bildung und Wissenschaft - die Anpassung an diese Entwicklung mit Verweis auf den internationalen Wettbewerb. Niesyto kritisiert in diesem Zusammenhang den Versuch, auch die Medienpädagogik in dieser Richtung zu funktionalisieren. Kinder und Jugendliche lernten zwar, mit den neuen digitalen Möglichkeiten umzugehen, um ihre spätere Verwertbarkeit am Arbeitsmarkt zu erhöhen. „Eine kritische Auseinandersetzung mit den globalen Entwicklungen ist aber nicht vorgesehen“, rügte Niesyto. Dabei gehe es angesichts der weltumspannenden Monopolisierung weniger großer Internetanbieter um die Frage, „ob die gesellschaftliche Pluralität noch besteht“.

Niesyto forderte die Erziehungswissenschaftler auf, in die Offensive zu gehen. Ohnmachtsgefühle könne die Medienpädagogik nur überwinden, „wenn sie wieder stärker ihre politisch-kulturellen Aufgaben betont“ und Medienkritik übe. Man müsse fragen, „wie können wir das Wahrnehmungsvermögen und die Urteilskraft bei Kindern und Jugendlichen stärken?“ Dafür müssten sich die Pädagogen „gezielt mit jenen Kräften aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vernetzen, die bereit sind, für eine humane und demokratische Entwicklung der Gesellschaft in allen Bereichen zu übernehmen“, sagte der Wissenschaftler.

Zum Auftakt der 40. Tage der Medienpädagogik begrüßte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Dr. Gebhard Fürst, dass Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) gesetzlich gegen Hassmails vorgeht. Angesichts der Entwicklung, dass fake news und so genannte social bots im Internet Gerüchte, Desinformationen und Denunziationen verbreiteten und damit Vertrauen nachhaltig beschädigten, sei es überfällig, politisch zu reagieren, sagte Fürst, der in der Deutschen Bischofskonferenz für den Bereich Medien zuständig ist.

Veranstaltet werden die Hohenheimer Tage seit 1978 gemeinsam von der Akademie der Diözese, der Evangelischen Medienhaus GmbH, der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, dem Landesmedienzentrum, der Landeszentrale für politische Bildung, der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur sowie dem SWR.