Zukunft gestalten: Wie der Girls’Day für mehr berufliche Diversität sorgen kann

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Zukunft gestalten: Wie der Girls’Day für mehr berufliche Diversität sorgen kann

Zukunft gestalten: Wie der Girls’Day für mehr berufliche Diversität sorgen kann

Noch immer gelten viele Berufe zu Unrecht als Männerdomöäne. Aktionen wie der Girls'Day können das ändern.

Beim bundesweiten Mädchen-Zukunftstag „Girls’Day“ am 27. April 2023 geht es um eine Berufsorientierung frei von Geschlechterklischees. Auch viele Institutionen aus Baden-Württemberg machen mit, um Vorurteile zu brechen und Lust zu machen auf Berufe, die lange als untypisch für Frauen galten.

Berufliche Orientierung ist essentiell in jungen Jahren. Durch die Corona-Pandemie wurde sie leider völlig aus den Augen verloren. Dabei ist es aber eben gerade dieses echte Eintauchen in die Lebenswirklichkeit von Unternehmen, Institutionen oder Hochschulen, das Berufswünsche formulieren oder festigen kann, auf die man sonst vielleicht nie gekommen wäre. Deswegen gibt es den Girls’Day, wie gewohnt zeitgleich mit dem Boys’Day.

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    Was ist der Girls'Day?
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    Wieso braucht es diesen Tag?
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    Was bringt der Girls'Day?
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    Wie geht der Girl's Day in der Schule und zuhause?
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    Welche Institutionen aus dem Ländle machen mit?

Was ist der Girls'Day?

Kurz gesagt ist der Girls’Day ein Berufsorientierungstag für Mädchen, der einmal jährlich in ganz Deutschland stattfindet. Unternehmen und Institutionen können Mädchen ab Klassenstufe 5 einladen, um einen Tag in ein Berufsfeld reinzuschnuppern. In Frage kommen Unternehmen oder Institutionen, in denen maximal 40 Prozent Frauen arbeiten oder studieren. Das können alle möglichen sein: Berufe wie Feuerwehrfrau, Forstwirtin oder Informatikerin und Studiengänge wie Physik oder Bauingenieurin.

Parallel zum Girls’Day findet der Boys’Day statt: Auch Jungs sollen sich hier für Berufe begeistern oder interessieren, die leider immer noch als nicht besonders männlich angesehen werden. Klassische Beispiele sind hier Krankenpfleger oder Kindergärtner.

Wieso braucht es diesen Tag?

Durchschnittlich lässt sich festhalten, dass junge Mädchen in Deutschland über eine sehr gute Schulbildung verfügen. Dennoch entscheidet sich mehr als die Hälfte von ihnen für lediglich zehn verschiedene Ausbildungsberufe im dualen System zwischen Betrieb und Berufsschule. Die sogenannten MINT-Berufe – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – sind in dieser Gruppe gar nicht vertreten. Das ist doppelt schlecht: Junge Frauen schöpfen einerseits ihr Potential nicht aus, weil diese Berufe weiterhin als Männerdomäne gelten; andererseits fehlt es den Betrieben zusehends an qualifiziertem Personal – Stichwort Fachkräftemangel, der auf einem neuen Rekordniveau ist.

2020 waren rund ein Drittel der knapp 3,3 Millionen Studentinnen und Studenten in Deutschland für MINT-Studiengänge eingeschrieben. „Laut Daten von Eurostat lag der Frauenanteil in diesen Teilbereichen allerdings nur bei rund 29 Prozent, obwohl insgesamt rund 1,6 Millionen Frauen in Deutschland studierten“, heißt es bei Statista. Auch im Handwerk gibt es alarmierende Zahlen: Zehntausende Stellen sind offen. 2020 war dennoch nur jeder fünfter Ausbildungsplatz von einer Frau besetzt. Tendenz ist auch hier zwar steigend, aber nach Ansicht vieler Experten immer noch zu langsam.

Was bringt der Girls'Day?

Nach der Teilnahme am Girls’Day 2022 wurden 5.000 Mädchen dazu befragt. 94 Prozent waren damit zufrieden oder sogar sehr zufrieden, 68 Prozent haben Berufe oder Tätigkeiten kennengelernt, für die sie sich interessieren. Immerhin 42 Prozent können sich schließlich sogar vorstellen, später einmal in dem Beruf zu arbeiten, den sie an diesem Tag kennengelernt haben. Der Erfolg des Girls’Day zeigt sich auch an den Vergleichswerten vorher und nachher. Während sich nur zwölf Prozent der Mädchen vor dem Girls’Day eine Anstellung in der IT vorstellen konnten, sind es danach 21 Prozent. Es bringt also einen messbaren Erfolg, Mädchen an Berufsfelder heranzuführen, die immer noch eher mit Männern in Verbindung gebracht werden.

Wie geht der Girl's Day in der Schule und zuhause?

Eltern und Lehrkräfte wirken prägend auf die Geschlechteridentität von Kindern. Je mehr Diversität und Vielfalt sie umgibt, desto offener und freier gehen sie auch an die Berufs- und Studienwahl. Wenn Eltern Geschlechterklischees vorleben, überträgt sich das logischerweise auf das Weltbild des Kindes. Auf der Webseite des Girls’Day gibt es daher einen spannenden Test, bei dem Eltern herausfinden können, ob und wie klischeefrei sie eigentlich sind.

Neben den Einrichtungen, die am 27. April 2023 ihre Pforten für alle Interessierten öffnen, kann man den Girls’Day auch an der Schule abhalten. Lehrkräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Berufsorientierung der Mädchen: Sie wissen um ihre Stärken und Begabungen und können sie bei der Berufsorientierung unterstützen. Wenn Schülerinnen oder Schüler keinen Platz am Aktionstag gefunden haben oder aus anderen Gründen in der Schule bleiben, kann man den Aktionstag auch einfach in die Schule holen. Dafür gibt es ebenfalls auf der Girls’Day-Homepage jede Menge Anregungen.

Welche Institutionen aus dem Ländle machen mit?

Weit über 200 Institutionen aus Baden-Württemberg beteiligen sich auch in diesem Jahr am Girls’Day. Zühlke Engineering GmbH in Stuttgart etwa kümmert sich um IT und Robotik, an der Universität Stuttgart wird ein Insektenhotel mit dem 3D-Drucker gebaut, die Börse Stuttgart stellt Berufe im Finanzwesen vor, die Weckerle Lackfabrik zeigt einen Tag in der Industrieproduktion, die Deutsche Telekom in Leinfelden-Echterdingen informiert über EDV und Informatik. Der E-Bike-Hersteller e-Motion aus Esslingen macht ebenso mit wie die Dachdeckerfirma Grüner in Esslingen oder der Logistik-Gigant UPS in Wendlingen. Unter www.girls-day.de/radar findet sich eine vollständige Liste der beteiligten Unternehmen.

Stand: April 2023

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Björn Springorum ist freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt u.a. für die Stuttgarter Zeitung, den Tagesspiegel und konzipiert Comic-Geschichten für “Die drei ???". Als Schriftsteller hat er bislang fünf Kinder- und Jugendbücher verfasst. Zuletzt erschienen: “Kinder des Windes" (2020), Thienemann Verlag. Er lebt in Stuttgart.