Darknet | Wie gefährlich ist es wirklich?

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Darknet | Wie gefährlich ist es wirklich?

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Darknet Zum Eintritt in das Darknet ist ein spezieller Browser notwendig, der die Verbindungsdaten anonymisiert.

Mythos Darknet – Ein digitaler Spielplatz für Kriminelle?

Nicht zuletzt durch den Anschlag in München im Juli 2016 stand das sogenannte Darknet in den letzten Monaten immer wieder im Fokus der medialen Berichterstattung. Der einstige Täter von München bezog seine Waffe aus jenen dunklen Teilen des Internets, was eine massive Diskussion über die damit verbundenen kriminellen Möglichkeiten auslöste. Ist das Darknet tatsächlich ein digitaler Spielplatz für potentielle Kriminelle? Beim Gesamttreffen der medienpädagogischen Referenten und der medienpädagogischen Berater mit Schwerpunkt Jugendmedienschutz am 8. November 2016 am LMZ Stuttgart wurden eben jene Fragestellungen aufgegriffen. Thorsten Kercher vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg und Stefan Leibfarth vom Chaos Computer Club klärten über das mystifizierte Darknet auf und brachten so gewissermaßen Licht ins Dunkel.

Was ist das Darknet?

Zum besseren Verständnis teilt das Landeskriminalamt das Internet in mehrere Bereiche auf. Es wird hierbei unterschieden zwischen dem Clearnet, dem Deepweb und dem Darknet. Das Clearnet umfasst alle Webseiten, die mit gängigen Internet-Browsern (sowohl mobil als auch an Desktop-PCs) abrufbar sind. Hinsichtlich der verarbeiteten Datenmengen stellt das Clearnet jedoch nur die Spitze des Eisbergs dar. Den wesentlich größeren Teil des Internets macht das sogenannte Deepweb aus, welches all diejenigen Seiten umfasst, die von normalen Suchmaschinen nicht auffindbar sind. Hierzu gehören z.B. (teils illegale) Tauschbörsen, aber auch nicht öffentlich zugängliche Datenbanken von Institutionen wie Schulen oder Krankenhäusern. Das Darknet wiederum stellt einen kleinen Teil des Deepweb dar, der eigene URL-Endungen sowie eigene Suchmaschinen nutzt. Zum Eintritt in das Darknet ist ein spezieller Browser notwendig, der die Verbindungsdaten (also die IP-Adresse und den Zeitstempel) anonymisiert. Diese Anonymisierung findet über ein 3-Wege-Serversystem statt, das sich in seiner Zusammensetzung spätestens alle zehn Minuten auflöst und wieder zusammensetzt und so immer neue Verbindungsdaten generiert. Dies hat mitunter zur Folge, dass die Surfgeschwindigkeit drastisch reduziert wird und die Nutzung jenes Browsers somit zumindest für einen Großteil der normalen User uninteressant ist, so Kercher.

Sind im Darknet nur vermeintlich Kriminelle unterwegs?

Das Darknet hat insbesondere durch die jüngsten Vorfälle in München einen regelrechten Stempel versehen bekommen und wird oft mit einem Tummelplatz für potentielle Kriminelle gleichgesetzt. Dass es von Teilen der Nutzerschaft für kriminelle Zwecke missbraucht wird, ist auch nicht abzustreiten. Im Darknet finden sich zahlreiche Plattformen, die illegale Waren wie Waffen oder Drogen zum Kauf anbieten. Bezahlt wird dabei mit Bitcoins, einer virtuellen Krypto-Währung, die über zentrale Vertriebsstellen gegen echtes Geld eingetauscht werden kann. Das Anlegen eines Bitcoin-Kontos (auch „Wallet“ genannt) muss dabei über das PostIdent-Verfahren stattfinden, wodurch man seine echte Adresse verwenden und per Personalausweis verifizieren muss.

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Stefan Leibfarth vom Chaos Computer Club machte deutlich, dass ein bloßes Abstempeln des Darknet als Spielplatz für potentielle Kriminelle nicht der richtige Ansatz ist. Er hob den ursprünglichen Gedanken hinter dem speziell entwickelten Zugangsbrowser hervor, nämlich die Sicherung der informationellen Selbstbestimmung und der Anonymität. Da diese durch die Sammlung von Nutzerdaten mit gängigen Browsern heute nicht mehr gewährt wird, wurde eben jenes Projekt ins Leben gerufen. Auf diese Weise schützt das Darknet zum Beispiel Menschen, die durch Zensur in ihrem Herkunftsland nicht straffrei auf Soziale Netzwerke zugreifen könnten. Auch Whistleblowern ist es so möglich ihr Wissen, ohne die Möglichkeit einer Rückverfolgung, an Journalisten weiterzugeben. Es handelt sich dabei schließlich um eines von wenigen bekannten Verschlüsselungsverfahren, welches derzeit technisch nicht zu knacken ist. Dass dies von einem Teil der Nutzerschaft nun auch für kriminelle Zwecke missbraucht wird, war nicht das ursprüngliche Ziel des Projekts, weshalb es nicht allgemein verurteilt werden sollte. Viel eher lässt sich sagen, dass lediglich ein kleiner Teil an kriminellen Machenschaften tatsächlich über das Darknet von statten geht. Schließlich bedarf es einen enormen Aufwand, 100% sichere Handelsplattformen zu generieren und diese völlig anonym zu nutzen. Zudem können Täter nach wie vor über die Zustelladresse oder die beim Bitcoin-Dienst hinterlegte Adresse enttarnt werden.

Das Thema Darknet im Unterricht

Wer das Thema Darknet im schulischen Kontext behandeln möchte, bewegt sich zweifellos auf einem äußerst schmalen Grat. Die Gefahr liegt hierbei vor allem darin, eigentlich Werbung für die dort mitunter gegebenen kriminellen Möglichkeiten zu machen und so zur Popularität der teilweise illegalen Angebote beizutragen. Deshalb sollte das Thema Darknet grundsätzlich auch nicht als eigenständiges Thema, sondern vielmehr eingebettet in den Kontext des Datenschutzes und der Sicherung von informationeller Selbstbestimmung und Anonymität aufgegriffen werden. Von expliziten Namensnennungen illegaler Plattformen und Zugangsmöglichkeiten ins Darknet wird hierbei abgeraten. Sollte das Thema Darknet und damit verbundene kriminelle Möglichkeiten von den Schülerinnen und Schülern selbst auf den Tisch gebracht werden, so empfiehlt es sich, deutlich auf die Gefahren und möglichen strafrechtlichen Folgen der Nutzung entsprechender Plattformen hinzuweisen.  

Text: Nora Brockamp & Sascha Schmidt