Pressemitteilung

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Safer Internet Day 2018 reflektiert Big Data in Gesellschaft und Pädagogik

„Die Menschheit steht an einem Scheideweg, bei dem sich große Chancen abzeichnen, aber auch beträchtliche Risiken. Treffen wir jetzt die falschen Entscheidungen, könnte das unsere größten gesellschaftlichen Errungenschaften bedrohen.“ Dieses Bild zeichnete Professor Dirk Helbing von der Technischen Hochschule Zürich bei der zentralen Veranstaltung der Initiative Kindermedienland zum Safer Internet Day in Stuttgart.
07.02.2018

Die Fachtagung im Haus der Wirtschaft in Stuttgart stand unter der Überschrift „Der Mensch zwischen Likes und Algorithmen“. Rund 200 Besucher diskutierten in Vorträgen und Fachforen aktuelle Trends der Digitalisierung und Möglichkeiten, das Thema Big Data Kindern und Jugendlichen „begreifbar“ zu machen. Abgerundet wurde das Programm durch die Preisverleihung des Wettbewerbs „idee-bw“ durch den Sprecher der Landesregierung, Rudi Hoogvliet.

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Zum Rückblick mit detaillierter Forenbeschreibung

Philipp Franke, Referatsleiter Medienpolitik im Staatsministerium Baden-Württemberg, betonte, dass Algorithmen unsere Entscheidungen immer stärker beeinflussen können. Daher sei es notwendig, sich mit den damit einhergehenden Phänomenen intensiver auseinanderzusetzen. „Algorithmen sind zwar wie Gesetze von Menschen gemacht, gehen aber nicht auf einen gesellschaftlichen Abwägungsprozess zurück, sondern beruhen auf den Zielen einzelner Unternehmen oder Institutionen“, so Franke. Er bestärkte die Akteure der Medienbildung darin, sich an dem gesellschaftlichen Diskurs über die Gestaltung und die Auswirkungen von Big Data zu beteiligen und ihre Konzepte einzubringen. Der Landesregierung sei es ein wichtiges Anliegen, die Medienkompetenz zu stärken.

Wolfgang Kraft, Direktor Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, sagte: „Wir bezahlen die Internetnutzung mit unseren Daten. Das Thema Big Data wird auch für die Schule immer wichtiger, zum Beispiel sollten schon Kinder und Jugendliche sich darüber bewusst werden, wo sie bei der Nutzung digitaler Medien überall Daten hinterlassen und wofür die jeweiligen Anbieter diese Daten nutzen. Ziel der Tagung ist es, für das sehr komplexe Thema pädagogische Konzepte vorzustellen und zu entwickeln“.

Big Data könnte gesellschaftliche Errungenschaften bedrohen

In seinem Vortrag ging Prof. Dr. Dirk Helbing von der ETH Zürich der Frage nach, wie Algorithmen und Big Data unsere Zukunft bestimmen: „Wir erleben derzeit den größten historischen Umbruch seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Auf die Automatisierung der Produktion folgt nun die Automatisierung der Gesellschaft. Damit steht die Menschheit an einem Scheideweg, bei dem sich große Chancen abzeichnen, aber auch beträchtliche Risiken. Treffen wir jetzt die falschen Entscheidungen, könnte das unsere größten gesellschaftlichen Errungenschaften bedrohen.“

Auch Prof. Dr. Petra Grimm von der Hochschule der Medien Stuttgart, die über Digitale Ethik sprach, betonte den Handlungsbedarf: „Es ist an der Zeit, sich darüber zu verständigen, wie ein gutes, gelingendes Leben in der digitalen Gesellschaft aussehen soll.“ 

Praxis in den Fachforen und Preisverleihung

In Fachforen am Nachmittag konnten die Besucher die Themen des Vormittags vertiefen und erhielten Anregungen für die eigene pädagogische Praxis. Das Themenspektrum reichte dabei von Digitaler Ethik über Fake News/Informationskompetenz und Selftracking bis zu Coding und Programmieren in der medienpädagogischen Praxis.

Der Sprecher der Landesregierung, Rudi Hoogvliet, ehrte am Nachmittag die Preisträgerinnen und Preisträger des Ideenwettbewerbs Baden-Württemberg „idee-bw“. In einer Laudatio sagte er: „Es freut mich sehr, dass wir erneut vier innovative und inspirierende Medienkompetenzprojekte auszeichnen und im Rahmen der Initiative Kindermedienland fördern können“, sagte Hoogvliet bei der Preisverleihung in Stuttgart. „Die rasante Entwicklung neuer Medienangebote im Zuge der Digitalisierung und ein verändertes Mediennutzungsverhalten stellen unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Mit der Initiative Kindermedienland wollen wir Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen dabei helfen, den bewussten Umgang mit Medien zu erlernen, und sie befähigen, an den Chancen der Digitalisierung teilzuhaben. Die von der Fachjury ausgewählten Gewinnerprojekte zeigen, dass dies auf vielfältige Weise gelingen kann.“

Die Preisträger sind: Die „Digitalwerkstatt“ des Vereins Künstler ohne Grenzen in Karlsruhe, die Kindertagesstätten des St. Sebastian e. V. in Radolfzell mit „Vom Flimmerkasten zur Labertasche“, „Animation Code“ der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg e. V., das performative Musiktheater „on_the_line“ von der Jungen Oper Stuttgart.