HERE GOES INVISIBLE HEADER
Kinderschutz/Filter-Apps – das sollten Sie wissen
- 1Einleitung
- 2Welcher Sperraufwand?
- 3Sperren oder freigeben?
- 4Internet ja, Porno nein? Filtersofware!
- 5Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Einleitung
Jeder zweite Jugendliche hat mittlerweile ein Smartphone und die Tendenz ist steigend. Hatte man bei herkömmlichen Handys noch Angst, dass Kinder zu viel Taschengeld für SMS ausgeben, müssen sich Eltern heute ganz andere Sorgen machen. Mit einem Smartphone können Kinder nicht nur telefonieren, sondern auch Bezahlvorgänge auslösen, Internetseiten öffnen, Videos oder Fotos machen sowie mit Fremden und Freunden chatten. Die folgende fiktive Liste soll veranschaulichen, welche erzieherisch unerwünschten Dinge mit einem Smartphone machbar sind:
- Mit dem Smartphone lässt sich eine VIP-App für schlappe 1100 Euro installieren,
- Intimfotos von/an Wildfremde empfangen/schicken,
- unter der Bettdecke die ganze Nacht den Ego-Shooter Modern Combat spielen,
- Schadsoftware die sich als Handyspiel wie "Super Mario" tarnt installieren,
- oder im Unterricht ein Handyvideo aufnehmen.
Die häufige Vorsichtsmaßnahme vieler Eltern besteht darin, das Gerät nur mit einer Prepaid-Karte auszustatten. Ein so "gesichertes" Handy kann aber immer noch mit dem Internet verbunden werden. Voraussetzung dafür ist ein funkloses Netzwerk, wie etwa das heimische WLAN oder das Mobilfunknetz – vorausgesetzt es ist noch genügend Guthaben auf der Prepaid-Karte. Für intelligente Kinder stellt es kein zu großes Hindernis dar, das Handy mit dem WLAN zu verbinden. Die Interneteinstellungen sind schnell gefunden und das WLAN-Passwort in den meisten Familien bekannt.
Welcher Sperraufwand?
Technisch lassen sich Smartphones mit wenigen Schritten kindersicher machen. Eltern müssen dabei im ersten Schritt überlegen, wie weit die Sperrung bzw. die Zensur reichen soll. Anhand folgender Fragen soll der "Sperraufwand" geklärt werden. Darf mein Kind mit dem Gerät ...
- telefonieren / SMS verschicken?
- Fotos machen?
- Videos machen?
- offline Musik hören? (die Daten wurden per Kabel zuvor aufs Smartphone übertragen)
- offline Videos anschauen? (die Daten wurden per Kabel zuvor aufs Smartphone übertragen)
- Apps installieren und deinstallieren
- E-Mails lesen und schreiben?
- Lern- oder Spiele-Apps benutzen?
- soziale Netzwerke wie facebook benutzen?
- Apps, wie TikTok, WhatsApp oder Instagram benutzen (und damit auch chatten)?
- Internetseiten öffnen?
- Online-Videos (z. B. auf youtube) ansehen?
Sperren oder freigeben?
Einzelne Apps zu sperren, sind je nachdem, ob man ein Android-Gerät oder ein iPhone nutzt, zwei paar Schuhe. Für iPhone-Nutzer gestaltet sich die Sperrung von Apps relativ einfach: Anwendungen können unter "Bildschirmzeit aktivieren" -> "Beschränkungen" -> "Inhaltsbeschränkungen" -> "Apps" gesperrt werden. Dies muss noch durch die Eingabe des Anmelde-Passwortes bestätigt werden. Wie das genau funktioniert beschreibt folgende Anleitung.
Ein App-Sperre ist bislang über das Android-Betriebssystem nicht möglich. Für Android-Geräte existieren aber eine Reihe von Apps mit denen sich einzelne Funktionen und Apps sperren lassen. Apps wie "Applock", "Applocker" oder "Appsperre" können den Zugriff auf Kamera, Internet sowie einzelne Apps verwehren. Das funktioniert in dem meisten Fällen hervorragend. Ein Problem haben aber einige der Apps: kommt unser Nachwuchs uns auf die Schliche und merkt dass eine bestimmte App immer als Sperre im Weg ist, dann dürfte er mit wenigen Klicks auf der "Bearbeiten/Deinstallieren"-Funktion die entsprechende App entfernt haben. Die Sperrungen werden so kurzerhand aufgehoben. Bei der App "Perfect App Protector" ist dies möglich.
Für Android-Besitzer wird von Google die Jugendschutz-App "Google Family Link" angeboten. Diese App ermöglicht es Eltern, aus ihrem eigenen Google-Account heraus separate Konten mit besonderen Filterfunktionen für Kinder zu erstellen und dort beispielsweise die Nutzungsdauer festzulegen, Apps zu sperren und die Nutzung zu überwachen. Wie das funktioniert, wird auf den Seiten von Schau-Hin! oder auf dem Youtube-Kanal von Mobilsicher erklärt. Die Kollegen von Mobilsicher kritisieren aber an "Google Family Link", dass sie nur funktioniert, wenn Eltern Google die persönlichen Daten ihrer Kinder anvertrauen. Alternativ haben sie weitere Kindersicherungs-Apps getestet.
Android-Besitzer sollten gerade bei jüngeren Kindern spezielle Kindersicherungen wie "Kids Place" oder "Kyte Phone" ausprobieren. Diese Apps legen über die gewohnte Ansicht eine Art Maske, auf der nur die Apps zu sehen sind, die man vorher für sein Kind freigegeben hat. Das ursprüngliche Menü bleibt versteckt, solange die Kindersicherung aktiv ist. Auch ein Aus- und Wiedereinschalten des Handys kann die Kindersicherung nicht aushebeln. "Kids Place" beinhaltet zusätzlich eine Zeitschlossfunktion, mit der man bestimmen kann wie lange der Nachwuchs mit dem Gerät arbeiten darf.
Internet ja, Porno nein? Filtersofware!
Will man seinem Kind den Zugang aufs Internet via Smartphone nicht verbieten und trotzdem die Internetaktivitäten kontrollieren, empfiehlt sich der Einsatz spezieller Browser. Der "Safe Browser Jugendschutz" etwa filtert unerwünschte Inhalte und sperrt die Nutzung des vorinstallierten Browsers. Über ein Web-Interface können Eltern kontrollieren, was die Kinder ansehen dürfen, einzelne URLs lassen sich sperren und freigeben.
Weitere Apps, mit denen Internetseiten gefiltert werden können sind
Beide Apps sind kostenpflichtig. Wir empfehlen stets die Empfehlungen anderer Nutzer in Google Play oder iTunes gründlich zu lesen, um sich einen Eindruck über die Tauglichkeit der Apps zu machen. Von den vielmals negativen Kritiken genervter Jugendlicher, die über die Sperren ihren Unmut verbreiten, darf man sich aber nicht irritieren lassen.
Weiterhin muss darauf hinwiesen werden, dass ein Browser mit Filterfunktion nie hundertprozentigen Schutz vor ungeeigneten Inhalten bietet. Mit etwas Geduld und Herumprobieren kommt man trotz Filter-Apps auf für Kinder ungeeignete Seiten. Weitere Jugenschutz- und Filter-Programme für Desktop-PCs finden Sie in unserem Artikel Jugendschutzsoftware-Kurzüberblick.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Um ungeeignete Inhalte komplett zu sperren, empfiehlt es sich gerade bei jüngeren Kindern mit einer "Whitelist" zu arbeiten. Hier werden alle Seiten des Internets gesperrt, außer denjenigen die man vorab in der "Whitelist" freigeschaltet hat. Die Liste lässt sich im Laufe der Zeit erweitern und an das Surfverhalten des Kindes anpassen. Ältere Kinder können sich durch die starke Kontrolle der Whitelist leicht gegängelt fühlen. Ratsamer ist es "Sexualität" und "Pornografie" in der Familie zu thematisieren – was den Jugendlichen helfen kann, den Reiz vor "Tabuisiertem" abzubauen. Der beste Schutz vor "schädlichen Inhalten" ist immer noch ein gesundes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern. So sollten Väter und Mütter in der Lage sein, schwierige Themen ansprechen zu können und dabei eine klare Haltung einzunehmen.
Für Lehrkräfte und Erziehende, die sich dem Thema annehmen wollen, sind folgende Publikationen empfehlenswert:
Infoset "Medienkompetenz und Medienpädagogik in einer sich wandelnden Welt"
MOBIL INS NETZ - Smartphone & Co einfach auf den Punkt gebracht (PDF)
Elternratgeber "Medien aber sicher" (Landesmedienzentrum Baden-Württemberg)
Link-Tipps
Das Handy wird zum Kinderspielzeug
Artikel in "Die Presse"
Sicherheitseinstellungen fürs iPhone
schau-hin.info