Die Initiative #empowerGIRL hilft MINT-Unternehmen gegen den Fachkräftemangel

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Die Initiative #empowerGIRL hilft MINT-Unternehmen gegen den Fachkräftemangel

Die Initiative #empowerGIRL hilft MINT-Unternehmen gegen den Fachkräftemangel

MINT-Berufe: Auch in der Kreativwirtschaft fehlen Frauen an wichtigen Posten.

Noch immer arbeiten viel zu wenig Frauen in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). #empowerGIRL will das ändern – mit einer gut vernetzten Praktikumsbörse, Aufklärungsarbeit und Hilfestellung für beteiligte Unternehmen. Davon profitiert auch die Kreativwirtschaft.

MINT-Berufe haben mit einem Imageproblem zu kämpfen. Viele können sich nichts darunter vorstellen – und wenn, dann klingen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik eher nach Nerds in Kitteln, die in Kellern die Nacht durch programmieren oder endlose Berechnungen anstellen. MINT ist aber viel mehr als das. MINT-Berufe sind z. B. auch unverzichtbar für die Kreativwirtschaft, für Frauen ebenso wie für Männer. Die Initiative #empowerGIRL setzt genau da an – mit einer zentralen Praktikumsbörse und vielen guten Ideen.

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    Frauen in MINT-Berufen
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    Die Aktion #empowerGIRL
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    Die Rolle der Unternehmen
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    MINT in der Medien- und Kreativwirtschaft

Frauen in MINT-Berufen

Die schlechte Nachricht zuerst: Es arbeiten immer noch viel zu wenig Frauen in den sogenannten MINT-Berufen. Darunter verstehen wir mathematische, informatische, naturwissenschaftliche oder technische Berufe, ganz gleich ob durch Ausbildung oder Studium. Aktuell liegt die Zahl bei rund 15 Prozent. Das hat viele Gründe, die vom Imageproblem der Branche bis zu wenig Selbstbewusstsein der eventuell an diesen Berufsfeldern interessierten Schüler*innen reichen.

Letztendlich führt das aber eben auch zu großen Problemen: Der Fachkräftemangel vieler Branchen ist nur zu stemmen, wenn mehr Frauen in diesen Berufen arbeiten. Die unausweichliche Konsequent bei Nichtgelingen ist, dass Deutschland am internationalen Markt abgehängt wird. Immerhin in Sachen Studienanfänger*innen gibt es jedoch auch positive Signale: Etwa 32 Prozent Frauen gibt es derzeit in MINT-Studiengängen – ein Anstieg um fast vier Prozent gegenüber vor zehn Jahren. Je nach Branche gibt es noch deutlichere Sprünge: Ingenieurswissenschaften konnten ihre Frauenquote zwischen 2013 und 2023 um satte 80 Prozent steigern. Ein Silberstreif am Horizont – aber eben alles andere als ein Aufatmen.

Die Aktion #empowerGIRL

Genau da setzt #empowermentGIRL an. Das Projekt ist eine beispiellose Verzahnung von Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft und hat sich zum hehren Ziel gesetzt, Schwellen abzubauen, Vorurteile abzuschaffen und Gendersensibilität in Unternehmen zu pushen. Kern des Projekts ist eine zentrale Praktikumsbörse für MINT-Unternehmen – vorrangig, aber natürlich nicht ausschließlich für Mädchen.

Dahinter steckt die Organisation MINTvernetzt unter Leitung von Frau Stephanie Kowitz-Harms. Ihren Ansatz beschreibt sie so: „Wir wollen Mädchen und junge Frauen für MINT-Berufe begeistern. Dabei möchten wir die Jungs gar nicht ausschließen, doch der Anteil von Frauen in MINT-Berufen ist einfach deutlich zu gering. Das müssen wir ändern. Wir wollen Mädchen mit der Kampagne stärken, wollen Vorbilder schaffen und zeigen, dass diese Berufsfelder für alle attraktiv und offen sind. Die Tür soll für diejenigen ein wenig weiter aufgestoßen werden, die Berufe mit MINT-Background für sich bislang kategorisch ausgeschlossen haben.“

#empowerGIRL ist für Kowitz-Harms „ein ganz wunderbares Projekt, das exemplarisch zeigt, wie viel Zivilgesellschaft und Wirtschaft gemeinsam auf die Beine stellen können.“ Dahinter steht MINTvernetzt, eine zivilgesellschaftliche Initiative, finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Gemeinsam mit BMW haben wir die Initiative gestartet. Wir arbeiten mit Verbänden und Unternehmen der freien Wirtschaft zusammen, um Mädchen auch außerhalb der Klassenzimmer gezielt anzusprechen. Das ist natürlich auch im Interesse der Unternehmen – Stichwort Fachkräftemangel.“

Die Rolle der Unternehmen

Nun ist ein Problem wie dieses natürlich nicht mit einem Praktikum aus der Welt zu schaffen. Aber: Rund 75 Prozent der Unternehmen gewinnen ihre Auszubildenden über Praktika. „Unternehmen tun sich oft schwer damit, Praktikumsplätze zur Verfügung zu stellen – insbesondere, wenn es um Themen wie Gefahrenstoffe oder Arbeitsplätze in Fabriken geht“, so Kowitz-Harms. „Dem wollten wir Abhilfe schaffen – und haben uns auf die Suche nach Partnern begeben.“ Zunächst konnte sie die Charta der Vielfalt überzeugen, danach kam es zu einem regelrechten „Schneeballeffekt“, wie sie sagt: Derzeit sind schon über 100 Unternehmen mit dabei, viele aus dem Süden.

Die Finanzierung des Ganzen übernehmen die großen beteiligten Unternehmen wie BMW; und natürlich profitieren die auch von dem Projekt, können dazulernen und so erfolgreich gegen den Fachkräftemangel vorgehen. „Gewisse Zweige in der Industrie und im Handwerk sind bisweilen so begeistert von den eigenen Produkten, dass sie gar nicht mehr merken, wie erklärungsbedürftig ihre Arbeit eigentlich ist“, nickt Kowitz-Harms. „Sie sind betriebsblind, sozusagen.“ #empowerGIRL will allerdings nicht nur eine Plattform bieten, sondern auch Gendersensibilisierung in den Unternehmen voranbringen. „Das fängt bei Kleinigkeiten wie einer Praktikumsanzeige bei uns an, auf der eben drei Jungs zu sehen sind. Mädchen fühlen sich davon natürlich nicht angesprochen. Da ist es wichtig, weibliche Vorbilder zu schaffen.“ Natürlich ist #empowerGIRL nicht die einzige Aktion dieser Art. Es gibt den Girls Day, es gibt die Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen. Aber je mehr, desto besser.

Denn: Die Möglichkeiten nach einem Schulabschluss sind heute so unüberschaubar geworden (Ausbildung, freiwilliges soziales Jahr, Studium, Gap Year), dass man da bisweilen den Überblick verliert. „Da kommt wieder das Praktikum ins Spiel: Es kann einen ersten Einblick in einen bestimmten Arbeitsbereich geben. Viele wissen nicht konkret, dass sie beispielsweise Elektroingenieurin werden wollen. Aber was sie wissen, ist, dass sie gern irgendwas mit Technik oder Informatik machen würden. Da müssen die Interessen abgeholt und gefördert werden. Und wenn man danach nur sagen kann, dass es nichts für einen ist. Auch das findet sie wichtig.

MINT in der Medien- und Kreativwirtschaft

Die erfolgreiche Finanzierung und Implementierung einer großangelegten Aktion wie #empowerGIRL zeigt: Das Interesse am Thema ist da und es wächst sogar. „Noch vor fünf Jahren wäre ich mit diesem Konzept wahrscheinlich nicht allzu weit gekommen“, lacht Kowitz-Harms. „Aber der Fachkräftemangel macht kreativ, also stieß ich auf offene Ohren und lief in offene Arme. Die Unternehmen wissen natürlich ebenso gut, dass sie Fachkräfte brauchen und dass diese Stellen auch mit Frauen besetzt werden müssen.“

Aufklärungsarbeit muss dennoch geleistet werden. Weil viele immer noch nicht genau wissen, was eigentlich genau hinter MINT steckt. Und weil wieder andere diese Berufe nur mit Menschen in Kitteln oder programmierenden Nerds im Keller in Verbindung bringen. Dabei braucht auch die Kreativwirtschaft MINT-Fachkräfte. „Die MINT-Berufe sind extrem vielfältig. Sie sind etwas für Menschen, die etwas fürs Klima tun, aber auch für die, die Computerspiele entwickeln wollen. Jedes große Unternehmen hat heute eine IT-Abteilung – Modemarken, Sport-Ausstatter, Filmstudios, Verlage. Die MINT-Berufe sind kreativ, spannend, international und geprägt von Teamarbeit. Man muss es also eher von dieser Seite aufziehen.“

Das Feedback ist gut – für den Anfang. „Wir wachsen immer weiter. Unser Ziel ist es, die Plattform so zu etablieren, dass sie bei den Unternehmen, in der Berufsberatung, in den Schulen und auch bei den Eltern ankommt. Und vor allem bei den Schüler*innen selbst, die von dem Angebot profitieren sollen.“

Stand: Februar 2024

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Björn Springorum ist freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt u.a. für die Stuttgarter Zeitung, den Tagesspiegel und konzipiert Comic-Geschichten für “Die drei ???". Als Schriftsteller hat er bislang fünf Kinder- und Jugendbücher verfasst. Zuletzt erschienen: “Kinder des Windes" (2020), Thienemann Verlag. Er lebt in Stuttgart.